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Online hui – Kundendienst «pfui»

Das Mountainbike unseres Sohnes wurde geklaut, das ist sowieso ärgerlich. Im Sommer 2022 kommt hinzu, dass die Wiederbeschaffung alles andere als einfach ist. «Lieferschwierigkeiten» heisst das (negative) Zauberwort. Was tun? Freunde fragen. Und siehe da – eine Empfehlung ...


Aufgrund dieser Empfehlung besuche ich «Vélohouse» (Name geändert) online – und bin wirklich verblüfft: Lässige Ansprache, pfiffige Produktepräsentation und ich werde aktiv begleitet.  «Möchtest Du einen Beratungstermin vereinbaren?» Ja, will ich. Tag und Uhrzeit passen – anschliessend werden wichtige Details geklärt (Interesse, Marke, Grösse, Schrittlänge). Das ist vielversprechend. Auch der Besuch startet gut. Um 13:30 Uhr spazieren wir in das Geschäft und werden gleich angesprochen: «Hey, Ihr kommt, um das geklaute Bike zu ersetzen. Euer Berater wartet schon – ich gebe ihm Bescheid.»

Was dann jedoch folgt, ist bezüglich Kundenorientierung der ultimative Absturz!

  • Unser Berater wusste absolut nichts. Er wusste nur, dass wir kommen, aber kein einziges Detail hatte ihn erreicht.
  • Sein erster Satz: «Oh, wenn ich gewusst hätte, was Ihr sucht, hätte ich Euch gleich sagen können, dass das ganz schwierig ist.»
  • Es geht aber noch schlimmer: Ellenlang erklärt er uns, wie schwierig es für ihn (!) sei, Kunden zu beraten, wenn sie kaum Mountain-Bikes an Lager haben. Hä?
  • Die Sprache war als Kunde nicht zu ertragen. Scheinbar waren wir der Auslöser, dass alles schwierig, träge, kaum zu beeinflussen, unbefriedigend und was weiss ich noch alles war.
  • Von der Marke, die wir kaufen wollten, war in der passenden -und vorab angegebenen Grösse- kein einziges Bike vorhanden. Daran änderte auch eine 17-minütige (!) Suche im Keller nichts, während der wir schon eine Vermisstenanzeige aufgeben wollten.

An diesem Mittwochnachmittag sind wir somit zweimal 40 Minuten komplett umsonst unterwegs gewesen. Als wir das Geschäft verliessen, schauten alle woanders hin, und das passt ins Bild, das ich öfter antreffe. In den Online-Verkauf bzw. in den Online-Point-of-Sales investieren viele gewaltig, aber danach bricht das Kundenorientierungs-Kartenhaus ruck-zuck zusammen. Sei dies in Geschäften oder nach der Lieferung im Kundendienst. Informationsfluss und Wertschätzung? Fehlanzeige!

Für mich ist dieser Fahrradhändler «passé». Wie reagieren Sie in solchen Situationen als Kundin oder Kunde? Teilen Sie Ihre Erfahrungen unten in den Kommentaren mit mir – schon jetzt vielen Dank.

Jörg Neumann

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joerg@nzp.ch

NeumannZanetti & Partner, 25. August 2022


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4 comments on “Online hui – Kundendienst «pfui»”

  1. Oft sage ich dann mit einem Lachen (nicht herablassend, sondern locker); "Ich denke wir sind hier in diesem Fall nicht am richtigen Ort, wir werden uns anderweitig umschauen. Vielen Dank für Ihre Zeit".

  2. Leider teile ich Ihre Erfahrung mit dem "Kulturbruch" zwischen den Kontaktkanälen.

    Und mir tut es weh, das zu erfahren und zu lesen. Warum? Weil ich auch Produkte (Biowein) online anbiete und genau die umgekehrte Erfahrung mache bzw. eine "umgekehrte" Rückmeldung dazu von Kunden bekomme. Uns findet man nicht im Internet, weil Mitbewerber (die dann live enttäuschen) mehr Geld fürs Onlinemarketing ausgeben.
    Oder man klickt weiter, weil wir irgendwie den Nerv der Online-Kunden nicht treffen. Die physische Erfahrung aber - so unsere Kunden- ist "unglaublich" gut.
    "Wer suchet, der findet." hoffentlich das Richtige und eine gute Erfahrung!

  3. Ich gebe tatsächlich in solchen Fällen schriftliches Feedback an die auf der Homepage angegebene Kontaktadresse und erkläre genau, was wo nicht geklappt hat. Denn nur so kann sich der Service auf Dauer verbessern.
    Nichtsdestotrotz ist für mich dieses Unternehmen dann zukünftig keine Option mehr.