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5 vor 12

5-vor-12-Coachings – diesen Begriff hörte ich bei einem Kunden kürzlich zum ersten Mal. Begriff und Thema haben mich schwer beeindruckt …


Der Begriff «5-vor-12-Coaching» bezeichnet dort ein Coaching, das im letztmöglichen Augenblick Mitarbeiter oder Führungskräfte vor einem Erschöpfungszustand retten soll. Diese Lösungsorientierung finde ich grossartig, denn Erschöpfung ist ganz oft schwer zu erkennen und wenn die Anzeichen sich plötzlich mehren, dann heisst es handeln und zwar entschlossen.

Gespräche werden mit dem betroffenen Teammitglied geführt, mit dem Team und mit der Familie: die Beratung ist also umfassend. Die Sofort-Massnahme heisst: eine Woche betreut und begleitet in die Berge, um runterzufahren, abzuschalten, aufzutanken und um die Situation einschätzen zu können und unter Kontrolle zu bringen.

Ich finde es mutig und konsequent, im Unternehmen ein solches Angebot bereitzustellen. Gleichzeitig löst dies in mir die Frage aus, warum der Bedarf für ein Coaching vielerorts oft so spät erkannt wird. Ich meine nicht nur Erschöpfung als Hintergrund – andere Bedarfe für Coachings bleiben auch lange unausgesprochen. Hier meine spontane Einschätzung:

  • Ein Coaching in Anspruch zu nehmen, gilt immer noch als Eingeständnis der Schwäche.
  • Vielfach ist es in Firmen gar nicht bekannt, ob und welche Coachings verfügbar sind.
  • Führungskräfte fühlen sich im Buchen und Begleiten von Coachings nicht sicher; sie haben das Gefühl, das Heft aus der Hand zu geben.

Demgegenüber stehen grosse Vorteile. Denn oft sind Situationen von den Beteiligten allein nicht mehr gut zu beeinflussen – der Perspektivenwechsel ist also ein grosser Mehrwert. Oder die Ausbildung und die Ressourcen sind ganz einfach nicht vorhanden – dann wird ein Coaching erst recht zur Investition, die sich lohnt. Und zwar nicht erst um fünf vor zwölf.

Herzliche «5-nach-1-Grüsse» aus Meggen!

Jörg Neumann

joerg@nzp.ch


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